Das Jahr schreitet fort. Man merkt dies vor allem daran, dass der hochverdiente Urlaub langsam überfällig und die Brevets immer länger werden. Aber auch bei Strecken von 400 Kilometern Länge gibt es noch knapp hundert Leute, die sich vor Ort einfinden, was bei Millionen von anderen Möglichkeiten, das Wochenende zu verbringen, einiges heißen will. Angesichts der Alternativen - Kindstaufen, Jubiläen, Billigflüge, Schnäppchenjagd - mehr als eine glückliche Fügung.
Um 7:00 sind wir im Augustiner in Freiburg angekommen. Bernhrad meine Mitfahrgelegenheit aus Untertürkheim, ein erfahrener Brave-heart… Brevet-finisher. Paris Brest Paris… ohne WORTE… dies zeigt auch sein Trikot hat die Ruhe weg.
Die Stimmung beim ausgiebigen Frühstück ist familärer entspannt. Die beiden Veranstalter, Walter und Urban haben ganze Arbeit verrichtet… klasse… Croissant, Wurstplatten, Käse stimmen uns auf unser Fahrt ins Elsaß ein.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr fahre ich ins Augustiner zum frühstücken. Der 300er Brevet steht auf dem heutigen Tagesplan. Christina ist nicht dabei: sie ist krank. Werner aus Karlsruhe begleitet mich: er hat bei mir übernachtet und startet eine Stunde später mit der zweiten Gruppe. Ich hatte erst am Vorabend realisiert, dass die 8-Uhr-Starter die anstrengendere Route vor sich haben: 4600Hm auf 300km! Und das bei mir direkt nach einem Trainingslager in der Provence, mit 4-maliger Auffahrt zum Mont Ventoux! Beim letzten Aufstieg drei Tage zuvor war ich am Schluss ziemlich eingebrochen.
Und wieder "darf" ich früh aufstehen, weil ich am Abend vorher noch zu arbeiten hatte. Das nächste Jahr werde ich versuchen, anders zu planen. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Zug. Ich fahre also morgens gegen 6 Uhr mit dem Auto los und bin so gegen 7.15 Uhr in Freiburg. Velo ausladen, mit den restlichen Sachen bepacken und ab ins Augustiner zum Frühstück. Der Vorraum ist voll mit fahrbaren Untersätzen, die nur darauf warten, bewegt zu werden. Und das werden sie auch ausgiebig am heutigen Tag!
Wenn man einen Tag vor dem Brevet den Wetterbericht mit apathischer Gleichgültigkeit studiert und gleich schon wieder alle Einzelheiten vergisst, muss etwas Schlimmes passiert sein. Etwa, dass man sein gesamtes Vermögen an der Börse verspielt hat. Oder, dass man schon seit einer Woche nicht mehr auf dem Rad gesessen ist. Das sind Tiefpunkte im Leben, durch die man durch muss.