Der Sommer auf dem Rad verlief wenig inspirierend. Ich hangelte mich durch die Qualifikationsserie und hoffte ein ums andere Mal, die Lust auf Paris – Brest – Paris würde endlich kommen. Musste doch! Im Herzen bin ich schließlich Randonneurin. Aber als ich beim Sachsener 600er Brevet nach achtzehn Stunden im Sattel auf jeder Bank am Wegesrand saß, begriff ich endlich: Ich wollte es einfach nicht genug.
Schon im Zug nach Hause irrten die Gedanken umher. Das Jahr konnte doch nicht einfach so zu Ende gehen? Ich stöberte durch die alten Vorhaben und stieß auf die Superrandonnée „Belchen satt“ der Breisgau-Randonneure, eine Selbstversorgerfahrt im Brevet-Stil. 619 Kilometer, mehr als 12.000 Höhenmeter, für mich unvorstellbar. Abzuspulen in 60 Stunden, allein mit sich und dem Rad. Das da, bitte! Das will ich ganz unbedingt!
Im Urlaub in Rumänien liege ich nachts schlaflos im Zelt in der Hitze, geplagt von einer hartnäckigen Sommergrippe, und verschlinge alle Berichte zur Strecke, welche, wie die Veranstalter schreiben, „mit Freude und einigem Grausen“ entstanden sei. Vier Wochen vor meinem selbstgewählten Start-Termin sitze ich zum ersten Mal wieder auf dem Rad und schaffe ganze 40 Kilometer, mit gutem Zureden an die schlaffen Beine. Am nächsten Tag immerhin 60. Die Kunst ist, wieder reinzukommen, ohne zu überziehen.
Und Höhenmeter finden. Ich greife auf meine Kreisel-Übungen am Teufelsberg zurück (40 Höhenmeter hoch, 40 runter). Dass dies den realen Bedingungen nicht ganz entspricht, ist mir klar, aber welche Wahl habe ich? Ewig werde ich dem Radfahrer dankbar sein, mit dem ich an einem frühen Samstag Morgen zehn von 25 Wiederholungen teile. Aufmunterndes Anlächeln bei allen zwanzig Begegnungen; ich denke, wir wissen beide Bescheid.
Die technische Aufrüstung ist vergleichsweise einfach. Alex vom Pédalage, inzwischen bevorzugter Soigneur meines Jaeghers, erfreut sich an der Aufgabe, ein 34er Ritzel zu ermöglichen. Da gäbe es so ein Teil, was man einbauen könne, um den Käfig zu verlängern. Das neue Ritzelpaket, diese Pyramide, ist fast lächerlich riesig.
Die Tage ziehen sich und fliegen gleichzeitig dahin. Endloses Studium des Streckenprofils und der Wettervorhersage. Vermutlich bin ich die einzige Person, die auswendig aufsagen kann, bei welchem Kilometer der nächste Berg mit wie vielen Höhenmetern kommt. Die letzte Nacht verbringe ich mit klopfendem Herzen in Karlsruhe bei der Familie. Die Zugfahrt nach Freiburg im ersten Regionalexpress am Morgen mit mindestens 28 Haltestellen macht mich wahnsinnig. [...]
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